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Wie man einem feschen Dirndl auch einen feschen Buam zur Seite stellt

So wie die Barbara in ihrem letzten Blog in äußerst interessanter Weise Aspekte zu weiblicher Traditionskleidung trefflich beschrieben hat, ist es nicht weiter verwunderlich wenn Mann der Versuchung erliegt, diese schöne Dirndltracht auch an sich selbst auszuprobieren. Möglichst unter Publikum, im Schwimmbad beispielsweise, damit das Feedback auch breitgestreut, sozusagen repräsentativ, ist. Aber Dirndltracht, und das wär jetzt schon das Ergebnis aus meinem Selbstversuch, steht Mann doch nicht so richtig. Die sonst wohlgeformten männlichen Proportionen kommen im Dirndlgwand absolut verschoben und damit nicht richtig zur Geltung. Diese Aussage ist jetzt nicht grundsätzlich allgemeingültig. Peter, Edelweißwirt junior sowie Markus, junger Tauernhofwirt, konnten nämlich bei ihren öffentlichen Anproben von gegenteiligen, durchwegs positiven Erfahrungen berichten. Dem Peter steht diese Tracht perfekt und er trägt sie mit sichtlicher Freude. Der Markus hat den Vorteil, dass er von Haus aus ein etwas femininer Typ ist und damit ein klassischer Fall für’s Dirndlkleid. Allerdings meint er, dass das Ganze an seinem Körper doch etwas aufträgt, was so viel bedeutet wie dass er noch fülliger herauskommt als im Originalzustand. Das endgültige Urteil überlassen wir Ihnen anhand der am Ende des Beitrages eingeblendeten Bilder.

Aber nun zu den Wurzeln echt männlicher Traditionskleidung. Zur unmittelbaren Weiterentwicklung des Lendenschurzes – der Lederhose nämlich. Die kurze Lederhose, sozusagen jetzt Mainstream, ist bei uns im Großarltal um einige Jahre länger schon im Aufwärtstrend als das Dirndlgwandl. Als ich sie anfing wieder zu tragen, die alte Kurze meines Vaters, so vor 30 Jahren, erntete ich teils noch ungläubige Blicke. Läuft der mit dem alten „Glumpert“ (nutzloses Zeug) herum, wie wenn er sich nichts Ordentliches leisten könnt.

Diese Zeit ist vergangen, jetzt trägt jeder Lederhose der auf sich hält (teils mehr Modeartikel als Tracht) oder, aus dem entgegengesetzten Motiv,  der Tradition und Identität hochhält. Für Ersteren tut bald ein Billigkram, etwa aus dem Leder vom indischen Springbock oder anderem exotischen Getier gefertigt. Für Zweiteren darf die Hose durchaus alt bis sehr alt sein, ungleich verfärbt, teils speckig in der Erscheinung und der Stoff, also das Leder, muss schon einheimischer Hirsch oder einheimisches Gams getragen haben. Dieses Leder ist kaum zu zerreissen, vereinzelt sind bei uns noch Lederhosen mit einem Alter von über 100 Jahren in Gebrauch. Ein einheimischer Witzbold hat mich kürzlich gefragt, ob ich den Unterschied zwischen Lederhosen und den Frauen wisse? Na. Ich spar mir jetzt aber, die Auflösung in diesem Forum wiederzugeben zwecks Breitenwirkung und damit verbundenen Erregungspotentials. Hat jedenfalls mit „teuer“ und „ewig halten“ zu tun.

Teuer sind die tatsächlich – die echten gamshäutanen oder hirschhäutanen Lederhosen. Teuer ist vielleicht gar nicht so der passende Begriff, wenn das Ding dann ein Jahrhundert hält, sagen wir besser: es kostet anfangs einfach einiges. Eine handgemachte und handbestickte würde ich schon auf ungefähr zwischen € 1.000,00 und € 1.500,00 schätzen. Apropos Stick: die Feiertagshose ist bei uns mit moosgrünen Zwirn bestickt. Aber nicht so üppig wie bei den Bayern, sondern ganz schlicht. Die Werktagshose hingegen hat einen weißen Stick. Das Stickmuster ist ansonsten ähnlich. Fixer Bestandteil unseres Sticks ist das Gamserl auf Eichenlaub (glaub ich zumindest, dass das Eichenlaub symbolisieren soll, lass mich aber gerne eines besseren belehren) an den Hosenbeinen seitlich. Auf der ebenfalls seitlichen Messertasche sind dann die Initialen des Trägers angebracht.

So eine kurze Lederhose hat ganz nach meiner subjektiven Erfahrung ähnliche Eigenschaften wie der Bergstock („Daglstecken“) auch. Beide begleiten mich wenn’s mich auf Almen oder Berge zieht beständig seit 2 bis 3 Jahrzehnten. Beide sind loyal, haben sich nur in begründeten Ausnahmefällen vorübergehend von mir entfernt, und sind verschwiegen bis zum Exzess. Trotz dem, dass sie bei diesen hauptsächlich der körperlichen und seelischen Ertüchtigung dienenden Ausflügen schon manches miterlebt haben, haben sie noch nie jemanden ein Sterbenswörtchen davon zugetragen. Da könnten sich einige eine Scheibe davon abschneiden.

Aber wieder zurück zum unwesentlichen. Wo trägt man so eine Lederhose? Mittlerweile zu jedem Anlass und zu jedem Fest. Wenn man auf die Berge geht natürlich besonders, aber ich glaube das hatten wir soeben schon.  Und dann ist die Lederhose auch durchaus als Alltagskleidung („Werktagsgwandl“) brauchbar. Einige, so wie unser Herr Bürgermeister Hans, oder unser Herr Bürgermeister aus Hüttschlag ebenfalls der einfachheithalber ein Hans, oder so wie ich, tragen sie auch gerne bei der Arbeit, soferne keine schmutzigen Tätigkeiten zu verrichten sind. So eine Lederhose ist übrigens total unempfindlich, waschen ist nicht notwendig. Wenn sie etwas „speckig“ wird oder eine auffällige Patina (Farb- und Helligkeitsunterschiede) bekommt, macht sie das sogar wertvoller. Aber das ist Geschmackssache. Es wäre schade zu verschweigen, dass hier ein anderer Witz einhakt: Geht ein Mann zum Arzt um eine Untersuchung zu machen. Sagt der Arzt: „Geben sie mir eine Stuhlprobe, eine Harnprobe, eine Blutprobe und eine Spermaprobe ab.“ Darauf antwortet der Patient: „Herr Doktor da hole ich am Besten meine Lederhose, da ist alles drin“.

Was trägt man zur Lederhose dazu? Zuerst hat die Lederhose, damit sie nicht im unrechten Moment nach unten entgleitet, einmal einen Hosenträger, ebenfalls ledern, den ein Hahn oder ein Hirsch oder sonstein Jagdmotiv am vorderen Querriegel ziert. Das weitere, unter dem Träger liegende Oberteil wird eine „Pfoad“ (Hemd) sein. Vielleicht sogar eine „rupfane“. Eine „rupfane Pfoad“ ist aus Flachs gewonnen, das wurde im Großarltal früher sogar angebaut und selbst zu äußerst reißfestem Stoff weiterverarbeitet. Von der Lederhose Richtung unten gehören einmal spezielle Wadenstrümpfe mit Überschlag, sogenannte „Überstüschza“ oder auch „Ochistüschza“, zum Pflichtprogramm. Ein original „Überstüschza“ hat verschiedene Muster hineingestrickt und jedes hat einen anderen Namen. Das geht hin bis zur „brennandn Liab“. Eine meiner hochgeschätzten Überstüschza-Strickerinnen, inzwischen leider verstorben, hat parallel zu den meinigen auch für unseren Herrn Pfarrer welche gestrickt. Aber die „brennand Liab“ hat sie dort nicht hineingearbeitet, das passt für einen katholischen Pfarrer nicht hat sie gemeint. Im Idealfall sollen die Überstüschza mit schneidigen Wadln unterlegt sein. Haxl eines Reh’s geben da nicht so viel her, sind aber trotzdem dazu geeignet, der Unterhaltung zu dienen.  Früher trug man unter der Lederhose und unter den Überstüschza‘n dann noch eine lange Unterhose, weil dieses Gewand teils auch in kalten Jahreszeiten getragen wurde. Beides hat sich in der Zwischenzeit leider aufgehört. Und als Schuhe gehören etwas grobere Dinger wie Haferlschuhe oder Bergschuhe dazu. Sollte der Kopf einen Hut schmücken, vielleicht sogar mit aufgestecktem Gamsbart oder Schildhahnfeder, naja fesche Bergblumen tun‘s auch, dann ist der Lederhosenträger natürlich unschlagbar perfekt!

So – wenn sie nun einigen der Empfehlungen folgen, hat ihre in der Zwischenzeit ins Dirndl geschnürte Begleiterin – Schürzenschleife vielleicht sogar vielversprechend vorne in der Mitte gebunden – einen mehr als angemessen gewandeten feschen Buam an ihrer Seite.

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