Faschingskrapfen richtig essen
In der Faschingskrapfen-Hochsaison haben wir sicher alle die gleichen Probleme: Staubzucker im Gesicht, Marmelade auf dem Pullover. Soll ich jetzt beim Loch hineinbeißen oder daneben? Wie schaff ich es, dass ich den Staubzucker nicht inhaliere? Experimentalphysiker Werner Gruber lüftete das Geheimnis im Ö3-Wecker. Das könnte für den einen oder anderen interessant sein:
Es ist gar nicht so einfach einen Faschingskrapfen richtig zu essen, da dieser fast an eine Fehlkonstruktion gleicht, der Krapfen eine pseudoplastische Konstruktion ist und die Marillenmarmelade kein Rückgrat hat. Daher wäre es wohl wichtig gewesen im Physikunterricht anno dazumal aufzupassen. In einfachen Worten erklärt, funktionieren folgende Formeln um einen Krapfen möglichst „sauber“ zu essen:
- No risk, no fun. Also Augen zu und durch und irgendwo einfach mit Geschwindigkeit in den Krapfen beißen. Kann sein, dass nichts passiert. Das Gegenteil ist allerdings (mit großer Wahrscheinlichkeit) möglich. Diese Methode eignet sich nur für die besonders hart gesottenen (oder für jene, bei denen die Mama die Wäsche wäscht).
- Beim Loch anfangen. Dies ist wohl marmeladetechnisch gesehen die sicherste Variante. Allerdings weiß man nicht, wann die Marmelade kommt und wenn sie kommt wie viel.
- Den Krapfen zerreißen. Jetzt weiß man genau, wo sich die Marmelade befindet und kann relativ ohne größere Umpatz-Gefahren in den Krapfen beißen.
- Den Krapfen mit einem Bissen verschlingen. Bei dieser Variante sauen Sie bestimmt am wenigsten um. Bitte diese Variante aber lieber in einem stillen Kämmerchen ganz alleine ausüben – für die Mitmenschen könnte sich eventuell ein nicht so schöner Anblick ergeben und dann könnten die Faschingskrapfen für Sie ganz alleine überbleiben.
Die Probleme mit der Marmelade wären somit geklärt. Aber was machen wir jetzt noch mit dem Staubzucker? Am besten die gebackenen Krapfen kurz in den Kühlschrank geben, damit sich eine Kondenzschicht auf den Krapfen bilden kann. Dann bleibt der Staubzucker am Krapfen kleben und man hat ihn dann beim Essen nicht im ganzen Gesicht.
Damit wir das soeben Gelernte auch in die Praxis umsetzen können, brauchen wir ein passendes Rezept für einen Faschingskrapfen.
Zutaten:
Dampfl: 500 g Mehl (griffig), 40 g Germ, 60 ml Milch, 60 ml Wasser
Restliche Zutaten für den Germteig: 3 Dotter, 2 Eier, 60 Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Schuss Zitronensaft, 1 Prise Salz, 1 Schuss Rum, 60 g Butter (schaumig gerührt)
Und zum Fertigstellen: Fett (möglichst geschmacksneutral) zum Herausbacken, Zucker zum Bestreuen, Marillenmarmelade zum Füllen
- Dampfl erstellen. Mehl in eine Schüssel geben, Germ zerbröseln und in die lauwarme Flüssigkeit rühren. Anschließend Mehl und Flüssigkeit zu einem Teig vermischen und mit Mehl bestauben. Das Dampfl an einem warmen Ort zugedeckt mit einem Tuch gehen lassen. Dieses ist fertig, wenn sich in der Mehldecke Risse zeigen und sich das Volumen stark vergrößert hat.
- In der Zwischenzeit Butter schmelzen lassen. Dann alle Zutaten mit dem Dampfl vermischen und zu einem Teig verkneten. Erst wenn der Teig seidig-glatt ist, können Sie mit dem Kneten aufhören. Den Germteig noch einmal ca. 20 min an einem warmen Ort zugedeckt gehen lassen.
- Den Teig in eine große Rolle formen und Stücke heraustrennen. Jetzt kommt die Königsdisziplin: Das Schleifen. Das Teigstück mit der hohlen Hand umschließen und mit sanften Druck auf einer leicht bemehlten Fläche kreisen (=schleifen) bis sich eine Kugel mit glatter Oberfläche formt. Wem das zu kompliziert ist, einfach aus dem Teig Kugeln formen und diese plattdrücken.
- Die Krapfen noch einmal zugedeckt wiederum an einem warmen Ort gehen lassen.
- Das Backfett auf ca. 170 °C erhitzen und die Krapfen backen. Dabei ist zu beachten, dass die obere, glatte Seite zuerst ins Fett kommt, den Deckel dabei auf den Topf geben. Nach ca. 3 min die Faschingskrapfen umdrehen und ohne Deckel ca. 3 min fertig backen. Dadurch entsteht der typische weiße Rand. Tipps: Ist das Backfett zu kalt, brauchen die Krapfen zu lange und werden fettig. Ist das Fett zu heiß, verbrennen die Krapfen sehr schnell. Sind die Krapfen zu wenig gegangen, sinken sie im Fett tief ab und es entsteht kein schöner weißer Rand.
- Die Krapfen abtropfen und auskühlen lassen. Anschließend mit einem Dressiersack oder einer Küchenspritze mit Marillenmarmelade füllen und mit Staubzucker bestreuen.
Jetzt geht es ans „richtige“ Essen und möglichst die „alten“ Fehler, wie Staubzucker im Gesicht oder Marmelade auf der Kleidung zu haben, nicht erneut zu machen.
Falls Sie Österreicher sind oder das österreichische Deutsch verstehen, endet dieser Blogbeitrag hier. Falls Ihnen jedoch irgendwas spanisch vorkommt (aus welchen Gründen auch immer), gibt es noch ein paar Ergänzungen:
- Fasching = Karneval
- umpatzen = kleckern
- Germ = Hefe
- Dampfl = Gärprobe
- Wenn der Teig geht, rastet er.
- Marillen = Aprikosen