Großarltal hochalpin

Das Großarltal als „Tal der Almen“ ist bekannt für seine sanften Almwiesen, seine grünen Berge und seine herrlichen Almen. Damit ist es als Mitgliedsregion von Österreichs Wanderdörfern geradezu prädestiniert für Genusswanderer,  Familien, Mountainbiker und seit Oktober 2010 mit dem Österreichischen Wandergütesiegel ausgezeichnet. Dass man hier im Tal auch hervorragend Klettern kann, darüber wurde in diesem Blog bereits öfters ausführlich berichtet. Dass das Großarltal mit seinen imposanten Gipfeln im Talschluss aber auch echte Herausforderungen für ausgefuchste Bergsteiger bietet, kam bisher noch etwas zu kurz. Deshalb darf ich Sie heute zu einer besonderen Bergtour auf den Weinschnabel im Nationalpark Hohe Tauern „mitnehmen“. Wir Großarler und Hüttschlager gehen die Tour normalerweise an einem Tag. Ich habe mir dazu allerdings besonders viel Zeit genommen und – nachdem das Licht an den Tagesrandzeiten ja besonders schön ist – die Tour auf 2 Tage verteilt.

Talschluss von Hüttschlag mit Blick zum Keeskogel

Morgentau auf Margarite

Um 9.00 Uhr früh ging es am Dienstag der vergangenen Woche – eigentlich um 4 Stunden zu spät, aber ich hatte ja 2 Tage Zeit – los in den Talschluss des Bergsteigerdorfes (c) Hüttschlag. Herrlich spiegelt sich der Keeskogel im langsam fließenden Wasser der Großarler Ache. Morgentau bedeckt das Gras und die Wiesen. Nicht etwa gar schon ein erster Hauch von Herbst? Stetig wähle ich meine Schritte Richtung Schödertal, immer begleitet vom Wasser. Mal tosend laut wie ein Wildbach, mal heimlich leise wie ein feines Rinnsal und schließlich ist es ganz weg, bis man es erst am Schödersee, oder besser gesagt dort, wo normalerweise der Schödersee sein sollte, wieder antrifft. Diesmal ist er fast leer und Kühe liegen genüsslich dort, wo vor einigen Monaten während der Schneeschmelze sich noch ein riesiger See breit gemacht hat. Ich war übrigens im letzten Jahr mal im Frühjahr hier oben und habe dabei den See voll zu Gesicht bekommen.

Tosende Wasser 2

Das Becken des Schödersees, leer bis auf eine kleine Lacke

Über den „Kolm-Wasserfall“ führt der Weg weiter nach oben. Ich wundere mich, der Weg ist neu ausgeschnitten und sogar frisch ausgemäht. Knapp vor der Jagdhütte treffe ich den Kreer Hubert sen. „Stockham Hubert“ mit seinem Kollegen. Die beiden sind es, die mit Sichel und Axt („Hock“) den Weg so toll instand halten und auch den einen oder anderen wackeligen Steibrocken aus dem Weg räumen. Nach kurzer Rast komme ich hinauf zum Pfringersee (Arlsee). Leider verdecken dicke Wolken die Sonne und der Wind peitscht das Wasser auf. Aus der angedachten Aufnahme vom  Zwölferkogel, der sich im See spiegelt, wird wohl nichts. Lediglich weiter im Osten erstrahlen die Gipfel noch in der Sonne. Trotzdem genieße ich den Augenblick und fange etwas weiter oben bei den kleinen Lacken, an denen sich einige Schafe rumtreiben, dann doch noch einige Aufnahmen ein. Anderes Weidevieh ist hier oben nicht anzutreffen. Zu steinig und zu schroff ist hier in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern die Landschaft, zu karg die Vegetation. Von der Arlscharte (2.252 m) mache ich einen kurzen Abstecher auf die Arlhöhe (2.326 m), wo auf einer Kupferscheibe die umliegenden Berge abgebildet sind, viele davon über 3.000 m hoch.

Auf der Arlhöhe

Wolkenschleier über dem Weinschnabel

Nach kurzer Rast und Stärkung setze ich meinen Weg in Richtung Weinschnabel fort. Ein grauer Wolkenschleier liegt über ihm. Ich werde ihn heute wohl nicht mehr besteigen. Stattdessen kürze ich spontan über ein mächtiges Steinfeld ab und gehe querfeldein hinüber zur Muritzenscharte (2.386 m), dem Ziel meiner heutigen Tagesetappe, wo ich etwas oberhalb des Oberen Schwarzsees (2.339 m) meinen Schlafsack auspacke. Die Wolkendecke lichtet sich und ich erlebe hier oben einen einmaligen Sonnenuntergang. Zufrieden kauere ich mich in meinen Schlafsack und genieße noch ein Stück mitgeschleppten Kuchen, der eigentlich für das Frühstück gedacht war.

Sonnenuntergang an der Muritzenscharte

Gleich ist sie da – Tagesanbruch am oberen Schwarzsee

Sonnenaufgang am oberen Schwarzsee

Nach sternenklarer, kühler Nacht färbt sich gegen 5.00 Uhr früh im Osten der Himmel ganz rot. Gespannt schlüpfe ich in meine Wanderschuhe. Zugleich wundere ich mich, dass es hier oben gar keinen Morgentau gibt. Alles ist trocken geblieben. Das muss wohl am Wind gelegen haben, der die ganze Nacht geweht hat. Nach einer Runde um den unteren Schwarzsee und einem ganz besonderen Sonnenaufgang ist erst einmal Frühstück angesagt. Um 8.00 Uhr breche ich auf Richtung Weinschnabel (2.754 m)und stehe um 9.00 Uhr am Gipfel mit einem überwältigendem Panorama. Auch das Kreuz, das Ignaz Hettegger („Hub Naz“) hier im Jahr 2002 oder 2003 montiert hatte, habe ich zuvor noch nicht gesehen. Ist doch schon ein paar Jahre her, als ich zum letzten Mal hier oben war.

Gipfelglück am Weinschnabel

Blick vom Weinschnabel zu den beiden Schwarzseen

Diesen besonderen Moment des Gipfelglücks muss man einfach genießen. Und natürlich auch bildlich festhalten, damit auch Sie und alle anderen daran teilhaben können. Schließlich ist man ja nicht so, dass man dieses Panorama für sich alleine haben will. Nachdem ich bei meiner Tour unvernünftigerweise ganz alleine unterwegs war – und auch noch das Stativ für meine Kamera mitgeschleppt hatte – hab ich mich einfach ab und zu mal selbst vor die Linse gehockt.

Der untere Schwarzsee mit dem weinschnabel

Der untere Schwarzsee mit dem Weinschnabel

Danach der Abstieg und Weitermarsch zur Schmalzscharte (2.444 m). Dort treffe ich auch auf die ersten Leute an diesem Tag. Ein Ehepaar aus Graz, das von der Sticklerhütte in Muhr hierher aufgestiegen war. Noch ein letzter herrlicher Blick zurück auf Weinschnabel und Schwarzseen und ein langer Fußmarsch vorwärts weiter bis zum Murtörl. Etwa auf halber Strecke mache ich nochmals Rast bei einer kleinen Lacke. Dann weiter zum Murtörl und als kleine Draufgabe noch der Aufstieg zum Mureck. Dieses war wohl die Wetterscheide. Im Westen tief graue Wolken, um Osten blauer Himmel. Ich habe alle Zeit der Welt denke ich mir noch und blättere ein wenig im Gipfelbuch. Danach gut 10 min. Abstieg zum Murtörl. Unglaublich: innerhalb nur weniger Minuten hat sich der Himmel komplett verfinstert. Schnell runter zur Kreealm denke ich mir und schon spüre ich einzelne Regentropfen. Rund um mich beginnt es zu donnern, aber es hält noch fast 1 Stunde. Knapp oberhalb der Kreealm (ca. 100 Höhenmeter) erwischt mich das Gewitter noch. Ich laufe schnell runter und komme noch „fast trocken“ bei der Alm an. Dort gibt´s erst einmal eine heiße Suppe und frischen Hollersaft. Herrlich! Den Abstieg ins Tal habe ich mir dann geschenkt, ich konnte dankenswerter Weise mit der Sennerin mitfahren. Das war bequemer als nochmals 1 Stunde im Regen talwärts zu stapfen … Alles in allem eine unvergessliche Tour.

Im Talschluss von Hüttschlag herrscht noch Ruhe
Talschluss von Hüttschlag mit Blick zum Keeskogel
Morgentau auf Margarite
Tosende Wasser 1
Tosende Wasser 4
Tosende Wasser 3
Tosende Wasser 2
Unbändige Natur
Wie ein Geist wacht dieses "Steingesicht" kurz vor dem Schödersee
Das Becken des Schödersees, leer bis auf eine kleine Lacke
Kühe weiden dort, wo sons zeitweise meterhoch das Wasser steht
Der "Schödersee" - oder wo er zeitweise ist
Blick vom Kolmfall hinunter zum ausgetrockneten Schödersee
Tosende Wasser
Und immer wieder Wasserfälle
Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein
Stille Wasser
Blick oberhalb vom Kolmfall zum Zwölferkogel
Aufstieg oberhalb vom Kolmfall Richtung Arlscharte
Pfringersee (Arlsee) unterhalb der Arlscharte
Pfringersee (Arlsee) unterhalb der Arlscharte
Pfringersee (Arlsee) unterhalb der Arlscharte
Schafe nahe der Arlscharte
Unbenannte Lacke mit Blick zum Zwölferkogel
Unbenannte Lacke mit Blick zur Arscharte und zum Petereck
Unbenannte Lacke mit Blick zur Arscharte und zum Petereck
An der Arlscharte - Blick nach Nordwesten
An der Arlscharte - Blick nach Süden
Blick auf den Maltastausee (Kölnbreinspeicher)
Kölnbreinsperre mit Hotel/Restaurant
Auf der Arlhöhe
Wolkenschleier über dem Weinschnabel
Blick zum Hafner
Endlos viele Steine - jeder für sich ein Unikat, gezeichnet von Flechten
Da kommt doch glatt die Sonne gleich nochmals durch
Abends zeigt sich nochmals die Sonne an der Muritzenscharte
Sonnenuntergang an der Muritzenscharte
Sonnenuntergang an der Muritzenscharte
Sonnenuntergang an der Muritzenscharte
Sonnenuntergang an der Muritzenscharte
Sonnenuntergang an der Muritzenscharte
Abends am oberen Schwarzseet - gleich ist es dunkel - gute Nacht
Gleich ist sie da - Tagesanbruch am oberen Schwarzsee
Gleich ist sie da - Tagesanbruch am oberen Schwarzsee
Gleich ist sie da - Tagesanbruch am oberen Schwarzsee
Noch ist es dunkel hier, doch der Ankogel-Gipfel leuchtet schon im ersten Sonnenlicht
Jetzt ist sie da, die Sonne
Sonnenaufgang
Sonnenaufgang am oberen Schwarzsee
Sonnenaufgang am oberen Schwarzsee
Die Morgensonne erleuchtet die Ankogelgruppe
Unterer Schwarzsee mit Blick zum Weinschnabel
Eine besondere Beobachtung ...
Tagesanbruch auf der Muritzenscharte, 2.386 m
Blühendes Leben auf kargem Boden
Blühendes Leben auf kargem Boden
Morgens am oberen Schwarzsee
Markierungen und "Steinmandl" weisen den Weg
Aufstieg zum Weinschnabel - ein Blick zurück zu den Schwarzseen
Wegweiser am Anstieg zum Weinschnabel
Gipfelglück am Weinschnabel
Blick vom Weinschnabel zu den beiden Schwarzseen
Am Weinschnabel
Weinschnabel und Hochalmspitze
Blick zum Ankogel und zum hinteren Maltastausee
Preiml- und Hochalmspitz vom Weinschnabel aus
Ankogel, aufgenommen vom Weinschnabel
Blick vom Weinschnabel zu den beiden Schwarzseen
Oberer Schwarzsee mit Blick zum Frauennock
Edelweiß - die Königin der Alpenblumen
Edelweiß auf ca. 2.400 m Seehöhe, kurzstielig und schneeweiß
Berghauswurz
Blick auf den unteren Schwarzsee
Der untere Schwarzsee mit dem weinschnabel
Der untere Schwarzsee mit dem Weinschnabel
Blick von der Schmalzscharte Richtung Murtörl
Unbenannter See nahe dem Murtörl mit Blick zum Weißeck
Unbenannter See nahe dem Murtörl mit Blick zum Weißeck
Blick zum Weißeck, darunter das Murtal/Sticklerhütte
Blick zurück zur Schmalzscharte
Mureck
Am Murtörl
Murtörl
Am Murtörl
Thomas Wirnsperger: Liebe Großarltal-Freunde! Ich darf mich Ihnen hier kurz vorstellen. Mein Name ist Thomas Wirnsperger, ich leite den Tourismusverband Großarltal seit dem Jahr 1991 und gehöre somit schon zum "touristischen Urgestein" der Region bzw. des Salzburger Landes. Der Beruf ist für mich mehr als nur eine Arbeitsstelle, er ist Teil meines Lebensinhaltes. Es ist schön, das Angebot unseres herrlichen Tales mitgestalten zu dürfen und ein Privileg, hier wohnen und arbeiten zu dürfen, wo Sie Ihren Urlaub verbringen. Als Einheimischer kenne ich natürlich all die Vorzüge unserer einzigartigen Landschaft und genieße in meiner Freizeit den Aufenthalt in der Natur, egal ob beim Wandern auf die zahlreichen Almen und Gipfel oder beim Skifahren. Mein langjähriges Hobby ist die Musik. Mit meiner Harmonika bzw. am Keyboard bin ich zumeist mit meinen beiden Freunden Hans und Joe unterwegs, gemeinsam sind wir als "Die Flöhe" bekannt. Neuerdings bin ich auch öfters mit meiner Kamera anzutreffen und habe die Fotografie als weiteres, mittlerweile sehr (zeit-)aufwändiges Hobby für mich entdeckt. Und das Wichtigste zum Schluss: Das ist meine Familie mit meiner Frau Renate und meinen beiden Kindern Christina und Thomas.

Kommentare ansehen (7)

  • Hallo Thomas

    Traumhafte Bilder! Ich denke man muss es erlebt haben um es beschreiben zu können. Vielen Dank das du die Blocker immer mit so tollen Beiträgen über das Traumtal verwöhnst so ist man fast bei euch.

    Liebe Grüße
    Conny

  • Hallo Tom!

    Es ist echt ein Wahnsinn welch tolle Bilder du immer wieder
    zu machen verstehst. Ganz großes Kompliment!
    Ja die Bergtour am Ende des Talschlusses in Hüttschlag, wie du sie gegangen bist und beschrieben hast, ist wohl etwas ganz Einzigartiges.
    Großartige Landschaft von Hochalpin bis Almgebiet, klare Bergseen,
    kleine mit Schnee bedeckte Flecken in den Gebirgskaren und sämtliche
    Flora und Fauna die unsere Bergwelt zu bieten hat.
    Danke für den wunderbaren Blogbeitrag

  • Thomas, ein kräftiges "BERG HEIL" meinerseits zu deiner erlebnisreichen Solo-Biwak-Tour, deinem informativen Bericht und deinen tollen Bildern - einfach genial! Sepp Kendler, Alpenverein Großarl-Hüttschlag

  • Spitzenmäßiger Bericht, und die unendliche Schönheit unserer Heimat perfekt im Bild!

  • Hallo Thomas!

    Schöne Grüße aus dem Rheinland. Ich habe deinen Bericht gelesen. Einfach Traumhaft mit diesen Bildern. Ich beneide dich und euch, die in so einer herlichen Gegend wohnen.

    Ich komme mal wieder am 17.09.2011 zum Wandern und Modellsegelfliegen ins Tal. Vielleicht sehen wir uns ja nochmal.

    Viele Grüße

    Jürgen

  • hallo Thomas,

    ich bin diese wundervolle Tour letzten Sommer gegangen, auch alleine. Habe allerdings im Albert-Biwag übernachtet und bin am nächsten Tag über den Klingspitz und Draugtörl nach Hüttschlag gegangen. Ich war ebenfalls so beeindruckt, dass ich sicher nochmals gehe. Gratuliere zu deinen tollen Bildern.

    herzliche Grüße aus Salzburg
    Sylvia

  • hallo Thomas...

    Auch von mir ein große Lob für diese unglaublichen Bilder.
    Man bekommt beinahe "Bergweh" wenn man sich diese Bilder ansieht.
    Eine wirklich schöne Tour hast du da gemacht, ich könnte beinahe neidisch auf diese Eindrücke werde.

    Gruß Andi

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