Von dem was uns am Schnee fasziniert und von dem was uns Respekt abverlangt

Schnee ist ein faszinierendes Element. So faszinierend er ist, so respektvoll muss aber auch der Umgang ihm gegenüber sein.

Schnee ist auch eine starke Tragsäule unseres wirtschaftlichen Lebens. Das Skifahren in den Bergen ist eine der besten und gesündesten Formen um die Freizeit oder den Urlaub zu verbringen. Und dass dieses Erlebnis schön bleibt, sorgen wir als Seilbahngesellschaft dafür, dass die geöffneten Skiabfahrten auch lawinensicher sind. Wir verbürgen uns dafür. Also bei unserer Ehr sozusagen.

Aber da gibt es beim Schnee auch jene gefährliche Seite, die uns allen Respekt abverlangt. In der Beurteilung der Lawinensituation und der Einleitung entsprechender Maßnahmen steht uns die Lawinenwarnkommission (kurz: LWK) Großarl zur Seite. Sie hatte letzte Woche bei den großen Neuschneemengen und auch gestern früh ziemlich viel zu tun. Die Männer der LWK sind entsprechend ausgebildet und rücken bei uns im Skigebiet auf Anforderung der Bergbahnen aus. So ab ungefähr 20 cm Neuschnee wird die Situation vor Ort beurteilt. Wie ist die Schneekonsistenz, der Schneeaufbau, gibt es Einwehungen („Der Wind ist der Baumeister der Lawinen“), besteht Gefahr einer Lawinenauslösung? All das wird vor Ort beurteilt und eine gemeinsame Kommissionsentscheidung getroffen. Dies könnte etwa sein, dass eine Skiabfahrt gesperrt bleibt. Meistens ist es aber so, dass durch eine kontrollierte Sprengung die Lawine ausgelöst und die Gefahr damit gebannt wird. Erst wenn die Kommission die Situation für sicher erklärt, werden Skiabfahrten wieder geöffnet. Damit kein Missverständnis entsteht: das oben gesagte gilt jetzt einmal für Skiabfahrten. Wenn sie offen sind, kann man auch von sicherer Benützung ausgehen. Nicht gesichert ist der freie Skiraum. Also Tiefschneehänge, auch wenn sie im Umkreis der Skipisten liegen würden. Hier gilt immer das Prinzip der Selbstverantwortung und der entsprechende Respekt gegenüber dem Naturelement Schnee. Neben den Skipisten werden durch die LWK auch die markierten Skirouten (in Großarl die Pisten mit der Nr. 11, 12 und 13) beurteilt. Die Lawinensicherheit auf diesen Tiefschneehängen gilt im rechtlichen Sinne dann 5 m links und 5 m rechts der Mittelmarkierung. Alles was man weiter hinausgrast, würde dann wieder unter das Kapitel Eigenverantwortung fallen.

Perfekt einheitlich gekleidet die Männer der LWK – links Bürgermeister, rechts Liftgeschäftsführer

Auch wenn die überwiegende Zahl der Lawinenwarnkommissionseinsätze in Großarl auf das Skigebiet entfallen, erstreckt sich die Zuständigkeit dieser Einrichtung auf das gesamte Gemeindegebiet. Da geht es auch um die Sicherheit von Straßen, unter anderem der Großarler Landesstraße, Güterwegen, Gebäuden und Langlaufloipen. Nicht Aufgabe der LWK ist es, freie Skiräume zu beurteilen. Wenn man also eine Skitour geht, sollte man sich dem auch entsprechend bewusst sein. Falls man eine Tour das erste Mal geht würde es sich sowieso empfehlen, einen einheimischen Begleiter zu engagieren. Auch wir Eingeborene sind nicht restlich unfehlbar und ein Restrisiko bleibt trotz gewissenhafter Tourenplanung immer, aber im Regelfall wissen wir über mögliche Lawineneinflüsse Bescheid und kennen die besten (im Sinne von ungefährlichsten) Aufstiegs- als auch Abfahrtsmöglichkeiten.

Lawinengefährdung für den Siedlungsraum im Großarltal selbst ist kein großes Sicherheitsthema, auch bei intensiveren Schneefällen nicht. Eine entsprechende Bewaldung schützt hier schon einmal in hohem Maße vor solchen Einflüssen. Und das Skigebiet reicht zwar auf über 2.000 Meter, aber doch nicht in gefährlichere hochalpine Zonen.

Die Mitglieder der Lawinenkommission tragen große Verantwortung, die auch entsprechend ernst genommen wird. Gegründet wurde die Kommission im Jahr 1975 und besteht momentan aus 10 Mitgliedern. Obmann ist Ignaz Hettegger. Schnee ist ein äußerst spannendes Thema. Verantwortung übernehmen in der heutigen Zeit aber anscheinend weniger. Umso erfreulicher ist es, dass heuer einige junge Großarler nach erster 3tägiger intensiver Ausbildung (ein weiterer 2-Tageskurs folgt sogleich) der Lawinenwarnkommission beigetreten sind. Bevor dieses Posting nun vor lauter Fakten trocken läuft gibt es für alle Interessierten unter nachfolgendem Link weitere Detailinformationen –> hier klicken.

Ja, die Lawinenwarnkommission Großarl erfüllt eine wichtige Aufgabe in unserem Tal. Man möge sich ein Beispiel daran nehmen. Und Danke.

 

So, nun sprengen wir noch schnell eine Lawine:

LWK Obmann Ignaz gräbt ein Schneeprofil und daraus anschließend einen Block mit 90 x 30 cm um die Stabilität des Hanges zu testen
LWK Obmann Ignaz beim ECT-Test - durch Schläge auf die Schaufel wird festgestellt, welche Schicht bricht
Feststellung der Schwachschicht in der Schneedecke - auf dieser Schicht bricht dann der Hang und es kommt zur Lawine
Das ist auch eine Möglichkeit die Schwachschicht festzustellen
Schaut aus wie eine Wurst, ist aber der Sprengstoff zur Lawinenauslösung
Die Sprengmeister - Betriebsleiter und Pistenchef der Großarler Bergbahnen bereiten eine Lawinensprenung vor - der Sprengstoff wird mit dem roten Seil in den Hang gelassen
Gezündet ... und Bumm
Am Gratbereich - Sicherung der darunterliegenden Großarler Skiabfahrten - links die Sprengmeister, das Blaue in der Bildmitte ist das Sprengpaket
Am Gratbereich - das Sprengpaket detoniert
Am Gratbereich - die Sprengung hat eine Lawine ausgelöst, der darunterliegende Hang - Piste Nr. 9 - ist nun sicher
Ein wunderschöner Tag mit Neuschnee - die Skiabfahrten sind nun schon lawinensicher, auf dem Bild sind die Lawinenauslösungen erkennbar
Kreuzkogel - die Skifahrer sind schon heiß aufs Skifahren
Ein Vorteil bei der Arbeit in der LWK - man ist oft der erste in einem unverspurten Hang
Männer der LWK bei der Festlegung eines Aktionsplanes um die Großarler Landesstraße von Alpendorf aus im Gefährdungsfall zu sichern
Einhänge im Alpendorf, die bei großen Schneemengen eine Gefährdung der Großarler Landesstraße darstellen könnten
Sicht von der Großarler Landesstraße nun nach oben zu den Lawinenstrichen in den Einhängen des Alpendorfes
Josef Gruber: Geschäftsführer der Großarler Bergbahnen, Skitourengeher (das bleibt aber unter uns - ein echter Seilbahner geht keine Skitouren!), Mountainbiker, Berg-/Almgeher mit Leidenschaft, Naturliebhaber (Jäger - jetzt aber bitte keine Diskussion drüber)

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