Filzmoosrunde

Eigentlich wollte ich den Beitrag „3-Gipfel-Tour“ nennen. Aber in Anlehnung an den vorletzten Beitrag vom Gruber Sepp „Der Reiz der Runde“ habe ich mich für diesen Titel entschieden. Außerdem ist einer der  „Gipfel“ ja gar kein echter Berg, sondern viel mehr nur eine Anhöhe, wie wir sagen „a kloana Higl“. Das herrliche Kreuz dort oben macht in rein optisch aber dann doch wieder zum Gipfel, was den Titel schon gerechtfertigt hätte. Aber nun mal der Reihe nach:

In der ersten Septemberhälfte war ich im hinteren Ellmautal unterwegs. Erst mittags hatte ich mich dazu entschlossen und so bin ich gegen 14.00 Uhr losgestartet auf die Filzmoosalm. Wachsame Augen treffen dort im Bereich der „Filzmoos-Quellen“ auf ein Schulprojekt, das die Hauptschule Großarl unter fachkundiger Anleitung des Lehrer-Teams rund um Werklehrer Gerhard Praschl in der letzten Schulwoche vor den großen Sommerferien in Kooperation mit den Österreichischen Bundesforsten dort realisiert hat: Unzählige Frösche in den verschiedensten leuchtenden Farben laden zum Verweilen und Staunen ein. Sie sollen auf die Vielfalt der Natur hinweisen. Nach rund einer Stunde Gehzeit ist das erste Ziel, die Filzmoosalm (1.710 m) erreicht. Für eine Pause ist es mir diesmal ehrlich gesagt noch zu früh, sonst komm´ ich gar nicht erst weiter. Die mach´ ich dann beim Runtergehen.

Filzmoosalm (1.710 m) im Großarler Ellmautal

Durch einen herrlichen Lärchen- und Zirbenwald geht es bergwärts, immer mit Blick auf den markanten Draugstein, der mit seiner halbrunden Form und seiner steil abfallenden Nordwand so gut wie fast von jedem Gipfel im Großarltal zu sehen ist. An der Weggabelung ca. 10 min. oberhalb der Hütte halte ich mich rechts und wandere hinauf auf den Grat. Von hier geht´s erstmals hinauf auf das Filzmooshörndl (2.189 m). Herrlich ist der Panoramablick! Das Naturkreuz, das seit dem Sommer 2012 diesen Gipfel ziert, ist etwas ganz Besonderes: Der Querbalken wurde nicht eingesetzt sondern besteht aus zwei Ästen, die so gewachsen sind. Das Kreuz ist also wirklich aus einem Stück. – So wie der Baum hier unweit vom Gipfel gewachsen ist.

Filzmooshörndl, dahinter die Ankogelgruppe der Hohen Tauern

Nach kurzer Fotopause steige ich wieder ab zurück hinunter Richtung Filzmoossattel. Links das riesige Kar der Filzmoosalm, rechts der Blick in die Hohen Tauern und vor mir der mächtige Kalkstock des Draugsteins. Einfach herrlich! Eine kleine Lacke eröffnet bei entsprechendem Betrachtungswinkel einen wunderbaren Blick in die Hohen Tauern. Aber ganz ehrlich: Man muss schon sehr weit in die Knie gehen, damit dieser kleine Tümpel dieses herrliche Spiegelbild zeigt. Nach wenigen Minuten ist dann die Filzmooshöhe (2.103 m) erreicht. Eigentlich gar kein richtiger Gipfel, vielmehr eine kleine Anhöhe. Aber doch viel zu schade, um achtlos daran vorbei zu gehen. Denn durch das herrliche Kreuz wird sie zu einem der schönsten Berge im Ellmautal. Die symbolische Sonne  mit ihren hölzernen Strahlen und dem runden Stein in der Mitte sowie das verkrüppelte, gebogene Kreuz laden zum Staunen ein. Hier waren echte Künstler am Werk. Ich hatte schon einmal darüber berichtet.

Filzmooshöhe – Blick Richtung Norden ins Ellmautal

Direkt unterhalb am Filzmoossattel (2.062 m) kreuzt man den Salzburger Almenweg, der durch einen riesigen „Enzian“ symbolisiert wird. Ab hier geht es steil bergauf richtung Osten. Der 2.356 m hohe Draugstein ist das Ziel und nach einer guten halben Stunde ist er schließlich auch erreicht. Wahnsinn! Das Panorama, das man hier oben hat, ist kaum zu überbieten.  Einmal um die eigene Achse gedreht hat man bei dieser Fernsicht das Gefühl, wohl halb Österreich zu überblicken. Diese Fernsicht und diesen Weitblick würden wir uns wohl auch von so manchem Politiker wünschen, der gestern zur Wahl gestanden ist [= kleiner Seitenhieb auf die aktuellen Geschehnisse in der österreichischen Innenpolitik :-)]

Der Draugstein, 2.356 m. Einer unserer schönsten Aussichtsberge

Nach einer ersten Fotopause gönne ich mir eine Stärkung. Es ist jetzt knapp 18.00 Uhr und so schön warm, dass ich mich entschließe, hier oben den Sonnenuntergang abzuwarten. Ehrlich gesagt hatte ich ja schon mit dem Gedanken geliebäugelt, war mir aber nicht ganz sicher, ob es wirklich klappen würde. Schließlich steht das Kreuz mit dem Querbalken von Westen nach Osten und erscheint also bei Betrachtung in Richtung Sonnenuntergang nur als gerader Balken. Entsprechend schwierig war es, auf dem schmalen Grat Positionen zu finden, wo das Kreuz auch richtig als solches in Erscheinung tritt. Zeit genug hatte ich ja, mir diese Stellen vorher auszusuchen. Es war auf alle Fälle eine gute Entscheidung hier zu bleiben, wie sich später rausgestellt hat. Im Wissen, das es jetzt nach dem Sonnenuntergang sehr schnell finster wird, packe ich den Rucksack vorsorglich schon zusammen und genieße in vollen Zügen die Strahlen der untergehenden Sonne. Einfach traumhaft. Staunen Sie mit mir!

Sonnenuntergang am Draugstein 2.356 m

Sonnenuntergang am Draugstein mit seiner steil abfallenden Nordwand

Letzte Sonnenstrahlen am Draugstein vor der Kette der Hohen Tauern

Abendhimmel mit Blick zu Großglockner und Wiesbachhorn beim Abstieg vom Draugstein

Nun nur nicht zu viel Zeit verlieren und nichts wie runter. Auf halbem Weg zum Sattel genieße ich nochmals den bunten Abendhimmel über der Bergkette der Hohen Tauern, allen voran dem Großglockner, dem Wiesbachhorn zu seiner Rechten und den Sonnblick zu seiner Linken. In 1/4 Stunde bin ich unten am Filzmoossattel und ab geht´s nach einem kurzen Abstecher zur Filzmooshöhe hinab zur Filzmoosalm. Jetzt ist Zeit für die wohlverdiente Einkehr, auf die ich beim Aufsteig verzichten musste. Hier schließt sich übrigens der Kreis und meine Runde ist perfekt. Eine Wanderung – zur Nachahmung empfohlen – allerdings sollten Sie schon etwas früher losmarschieren, um bei Einbruch der Dämmerung wieder zurück im Tal zu sein. Übrigens: Wandern im Großarltal kann süchtig machen. Einmal von diesem „Virus“ infiziert, kann es sein, dass er Sie  nie mehr wieder loslässt. Lesen Sie also vor der Tour gründlich unseren Almenkatalog sowie den Gipfel- & Bergseeführer. Über mögliche Wirkung und Nebenwirkung informieren Sie Ihre Gastgeber und die Mitarbeiterinnen im Tourismusbüro.

P.S.: Der guten Ordnung halber darf noch verraten werden: Für die Errichtung und Erhaltung dieser drei herrlichen und doch so unterschiedlichen Gipfelkreuze zeichnet Ignaz Hettegger („Huab Naz“, Obmann der Bergrettung Großarl) und seine Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen verantwortlich. Liaba Naz! Ein herzliches Dankeschön für diese drei speziellen Orte.

Schwalbenwurzenzian im Ellmautal
Schulprojekt der Hauptschule Großarl
Schulprojekt der Hauptschule Großarl
Filzmoosalm (1.710 m) im Großarler Ellmautal
Filzmoosalm (1.710 m) im Großarler Ellmautal
Knorrige Zirbe oberhalb der Filzmoosalm
Blick zum Draugstein
Zirben oberhalb der Filzmoosalm
Wollgras vor der Kulisse des Draugsteins
Almfrieden auf der Filzmoosalm
Dieser alte Zaunpfahl hat wohl schon viele Wanderer vorbeigehen sehen
Erster Gipfel - das Filzmooshörndl - zum Greifen nah
Filzmooshörndl, dahinter die Hohen Tauern
Naturkreuz am Filzmooshörndl
Gipfelsieg am Filzmooshörndl
Blick zum Draugstein - hier wird später mein Weg hinaufführen
Blick zum Großglockner
Rast am Grat mit Blick in die Hohen Tauern
Kleine unbenannte Lacke am Grat. Gipfel v.l.n.r: Hochalmspitz, Keeskogel, Ankogel, Tischlerkarspitz
Feuchtwiese am Weg zur Filzmooshöhe
Filzmooshöhe - Blick Richtung Norden ins Ellmautal
Die Filzmooshöhe mit Blick in die Hohen Tauern
Hier strahlt das "Sonnenkreuz" mit der echten Sonne um die Wette
Am Filzmoossattel kreuze ich den "Salzburger Almenweg"
Herbstenzian
Rot Flechten zieren das Kalkgestein beim Aufstieg zum Draugstein
Kurz vor´m Draugstein der Blick zum Weißeck. Mein Schatten und jener der Felsspitzen muten fast gespenstisch an
Der Draugstein, 2.356 m. Einer unserer schönsten Aussichtsberge
Draugstein-Gipfel (2.356 m)
Gipfelsieg am Draugstein zu später Abendstund
Der Draugstein-Gipfel ist extrem ausgesetzt. Besonders imposant seine steil abfallende Nordwand
Blick nach Osten zu den Radstädter Tauern
Das späte Sonnenlicht verleiht der Landschaft besonders weiche Farben
Letzte Sonnenstrahlen tunken selbst die grünen Grasberge in helles Rot. Rechts hinten die Hochalmspitz
Die Kalkspitzen der Radstädter Tauern hinter mir "glühen", wie sonst nur die Dolomiten
So farbenprächtig präsentiert sich mir der Draugstein-Gipfel
... und so - bei näherer Betrachtung
Sonnenuntergang am Draugstein 2.356 m
Sonnenuntergang am Draugstein mit seiner markanten Nordwand
Abrutschen wäre hier an meinem Standort absolut fatal. Rechts oben die Filzmoosalm
Sonnenuntergang am Draugstein
Draugstein mit seiner Nordwand bei Sonnenuntergang
Sonnenuntergang am Draugstein
Sonnenuntergang am Draugstein
Letzte Sonnenstrahlen am Draugstein
Letzte Sonnenstrahlen am Horizont
Gleich ist sie weg, die Sonne
Eh man sich versieht, ist die Sonne vom Horizont verschwunden
Abendhimmel mit Blick Richtung Westen zu Großglockner und Wiesbachhorn beim Abstieg vom Draugstein
Die Filzmooshöhe zur "blauen Stunde"
Abstieg vom Filzmoossattel. Eine mächtige Zirbe und der Schneibenstein erheben sich wie ein Scherenschnitt vor dem Nachthimmel
An der Filzmoosalm ist noch Betrieb. Zeit die verpasste Einkehr nachzuholen
Thomas Wirnsperger: Liebe Großarltal-Freunde! Ich darf mich Ihnen hier kurz vorstellen. Mein Name ist Thomas Wirnsperger, ich leite den Tourismusverband Großarltal seit dem Jahr 1991 und gehöre somit schon zum "touristischen Urgestein" der Region bzw. des Salzburger Landes. Der Beruf ist für mich mehr als nur eine Arbeitsstelle, er ist Teil meines Lebensinhaltes. Es ist schön, das Angebot unseres herrlichen Tales mitgestalten zu dürfen und ein Privileg, hier wohnen und arbeiten zu dürfen, wo Sie Ihren Urlaub verbringen. Als Einheimischer kenne ich natürlich all die Vorzüge unserer einzigartigen Landschaft und genieße in meiner Freizeit den Aufenthalt in der Natur, egal ob beim Wandern auf die zahlreichen Almen und Gipfel oder beim Skifahren. Mein langjähriges Hobby ist die Musik. Mit meiner Harmonika bzw. am Keyboard bin ich zumeist mit meinen beiden Freunden Hans und Joe unterwegs, gemeinsam sind wir als "Die Flöhe" bekannt. Neuerdings bin ich auch öfters mit meiner Kamera anzutreffen und habe die Fotografie als weiteres, mittlerweile sehr (zeit-)aufwändiges Hobby für mich entdeckt. Und das Wichtigste zum Schluss: Das ist meine Familie mit meiner Frau Renate und meinen beiden Kindern Christina und Thomas.

Kommentare ansehen (4)

  • Vielen Dank dafür, dass ich virtuell mit dabei sein durfte. Ein echtes Highligt, welches ich mir für meinen nächsten Sommerurlaub vornehme. Wahrscheinlich aber etwas abgewandelt, Auf- oder Aufstieg über die Draugsteinalmen, da aus Karteis kommend.
    Vielen Dank für die schönen Fotos. Das virtuelle Wandern hat viel Freude gemacht.

  • Hallo Thomas!
    Herzlichen Dank für Deinen Tourenbericht von der Filzmoos- und Draugsteinrunde!
    Erneut wunderbar gelungen!
    Nach fast 30 Jahren wandern im Großarltal kann ich es nur bestätigen –
    ja, es macht süchtig!
    Und es gibt keine Heilung – nur kurzfristige Linderung durch Deine Berichte und intensives Mitwandern in Gedanken. Die Sehnsucht bleibt!
    Herzlichen Dank und liebe Grüße – auch an den „Huab Naz“ und der Bergrettung Großarl!
    Hans und Maria mit Familie, aus Linz/Donau!

  • Hallo Thomas,

    vielen herzlichen Dank für den interessanten Bericht und das aufrischen unserer eigenen Touren-Erinnerungen !

    Ein "Infizierter" ;-)

Diese Website verwendet Cookies.