„Grüß Gott“ als Pflichtübung?

An einem schönen Tag im letzten Sommer. Laufen für einen guten Zweck am Radweg – erste Runde: 230 Kinder der Hauptschule Großarl sind auch auf der Strecke. Alle Grüßen mit „Griaß Di“, „Hallo“ und die etwas reiferen mit einem „Serwas“. Das ist ausgesprochen nett.

Runde zwei: gut die Hälfte wiederholt den Gruß, könnt ja sein, dass ich ihn beim ersten Mal vielleicht überhört hätte. Das freut mich.

Runde drei: es grüßen immer noch einige. Lieb!

Mit Runde vier war das Begrüßungsritual dann endgültig erledigt. Das war dann auch gut so, das Bisherige war ohnehin schon atem(be)raubend.

Stellungswechsel: waren Sie in diesem Winter schon einmal bei uns Skifahren? Wenn ja, haben Sie sicher mitgekriegt, dass sich auch die Mitarbeiter an der Seilbahn auf’s freundlich sein besonders gut verstehen (alle anderen „Touristiker“ natürlich auch, damit hier keine Missverständnisse entstehen – soll nur ein Beispiel sein). Meist wird’s hier an der Seilbahn ein „Guten Morgen“, wenn sich die Anlage stark füllt vielleicht auch nur mehr ein Kopfnicken. Aber es ist immerhin noch etwas da.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil unser Tal auch eine hohe soziale Kompetenz auszeichnet (Laufen für einen guten Zweck, Dreikönigsaktion …) die durchaus zur Nachahmung empfohlen ist – aber das ist hier nur das Randthema. Sondern weil eine Diskussion „Grüßen als Pflichtfach in der Schule“ in den letzten Tagen medial aufbereitet wurde. Denn „Grußkultur“ sei wichtig, ganz besonders in einem Tourismusland wie Österreich. Und es wäre auch die Botschaft, dass die Menschen freundlich und Gäste herzlich willkommen sind.

Das war uns nichts Neues. Die Bewohner des Großarltales gelten als besonders freundlich und grüßen damit nett, inklusive Kinder. Nur ist diese Freundlichkeit nichts erzwungenes, der Menschenschlag im Großarltal ist halt so. Wir haben sie noch, die Kultur des Grüßens. Das kommt von Innen und braucht das Pflichtfach nicht.

Und unsere Gäste schätzen das, oder? Weil das was bei uns am Land noch in die Kategorie normal fällt, im städtischen Lebensraum schon die Ausnahme sein kann.

So viel zur Grußkultur im Großarltal – ganz frei von einer Pflichtübung.

Josef Gruber: Geschäftsführer der Großarler Bergbahnen, Skitourengeher (das bleibt aber unter uns - ein echter Seilbahner geht keine Skitouren!), Mountainbiker, Berg-/Almgeher mit Leidenschaft, Naturliebhaber (Jäger - jetzt aber bitte keine Diskussion drüber)

Kommentare ansehen (2)

  • Mir ist, als ich erstmals (1971) in Grossarl weilte, angenehm aufgefallen dass die Einheimischen, ob jung oder alt, alle freundlich grüssten. Als treuer Gast (alle Jahre wieder ...) kann ich bestätigen dass diese Grusskultur auch heute noch gepflegt wird, wenn auch vielleicht nicht mehr so intensiv wie früher.

  • Alle Gruß"kultur" ist für die Katz', wenn ein "Grüß Gott" nicht von Herzen kommt. Da die Großarler aber wirklich eine sehr hohe soziale Kompetenz haben, spürt man als Gast, dass man willkommen ist - und das jedes Jahr auf's Neue. Wir kommen dieses Jahr schon das 9. Mal nach Großarl und es werden hoffentlich noch viele weitere folgen. Mittlerweile ist das für uns wie ein Stückchen "heim" kommen - und das liegt an den Großarlern! An den Wirten und Service-Mitarbeitern, an den Verkäuferinnen und Verkäufern und natürlich auch an den Vermietern! Ihnen allen mal ein herzliches Dankeschön aus Deutschland. Wir freuen uns schon auf heute in 14 Tagen!

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